diff --git a/dfi.pdf b/dfi.pdf index fb7dfa0e35cb1872e95f01391e34d85816c93b89..24d71f040116e93a0f286381edb918594df017d0 100644 Binary files a/dfi.pdf and b/dfi.pdf differ diff --git a/dfi.tex b/dfi.tex index f56aa319a4e91dc325265c8454fa00a355c8bcd3..518c478100fe721c0bb801ee97cf4fb0d620fc20 100644 --- a/dfi.tex +++ b/dfi.tex @@ -1,11 +1,11 @@ \documentclass[12pt]{article} -\usepackage{amsfonts} \usepackage[colorlinks,allcolors=blue]{hyperref} \usepackage[german]{babel} % Yes, really "german" and not "ngerman". \usepackage[utf8]{luainputenc} % Without this, umlauts are broken. Weird. \usepackage{microtype} \usepackage{parskip} +\usepackage{tikz} % Repair kerning of Computer Modern Sans Serif: % Automatically insert "\kern{-0.15em}" between "//" (in URLs). @@ -51,7 +51,10 @@ \setlength{\parindent}{0pt} \setlength{\parskip}{\medskipamount} -\newcommand{\file}[1]{\textsf{#1}} +\definecolor{blendedblue}{rgb}{0.2,0.2,0.7} +\newcommand{\file}[1]{\textsf{\color{blendedblue}#1}} +\definecolor{darkgreen}{rgb}{0.0,0.3,0.0} +\newcommand{\newterm}[1]{\emph{\color{darkgreen}#1}} \title{Deutsch für Ingenieure} \author{Peter Gerwinski} @@ -172,7 +175,8 @@ Wie zum Beispiel ist folgendes Satzfragment zu verstehen? \begin{quote} - \dots\ die Zahlen, die in beiden Tabellen enthalten sind, \dots + \em + \dots\ die Zahlen, die in beiden Tabellen enthalten sind, \dots \end{quote} Welche Zahlen sind gemeint? Anscheinend gibt es zwei Tabellen mit Zahlen. @@ -182,13 +186,15 @@ Gemeint war letzteres: \begin{quote} - \dots\ die Zahlen, die in \emph{beiden\/} Tabellen enthalten sind, \dots + \em + \dots\ die Zahlen, die in \textbf{beiden} Tabellen enthalten sind, \dots \end{quote} Wenn man den Satz mit der richtigen Betonung ausspricht, gibt es keinen Zweifel. Um die Betonung zu simulieren, - könnte man nun z.\,B.\ wie oben das Wort "`beiden"' kursiv setzen -- - es satztechnisch hervorheben. + könnte man nun z.\,B.\ wie oben das Wort "`beiden"' fett oder kursiv setzen -- + es satztechnisch\footnote{"`Satz"' steht hier nicht für einen Satz in der deutschen Sprache, + sondern für "`Schriftsatz"', die optische Gestaltung von Dokumenten.} hervorheben. Dies ist aber letztlich nur eine Behelfslösung: Der Weg vom Schriftbild zum Verständnis verläuft hier nicht direkt, sondern über den Umweg einer gedachten Betonung. @@ -249,6 +255,245 @@ \fi + \section{Kommasetzung} + + \begin{quote} + \em + Komma $\neq$ Sprechpause + \end{quote} + + \subsection{Satzstruktur} + + Der Sinn von Kommata im geschriebenen Deutsch besteht darin, + die Struktur des Satzes sichtbar zu machen. + + Im gesprochenen Deutsch wird dieselbe Struktur oft + durch Sprechpausen hörbar gemacht, + daher liegt es nahe, beides miteinander zu verbinden. + Dies ist aber nicht in allen Fällen korrekt. + Viele Sprechpausen haben als schriftliche Entsprechung kein Komma, + sondern einen Gedankenstrich oder auch gar kein Satzzeichen, + und viele Kommata bewirken keine Sprechpause. + + Aber wohin gehören denn nun die Kommata? + + Oben schrieb ich: + \begin{quote} + \em + Der Sinn von Kommata im geschriebenen Deutsch besteht darin, + die Struktur des Satzes sichtbar zu machen. + \end{quote} + + Was ist das -- Struktur des Satzes? + + Genau wie ein mechanischer Aufbau, eine elektrische Schaltung oder + ein Computerprogramm, besteht ein Satz aus Teilen, die zueinander in + Beziehung treten. Diese Beziehungen lassen sich durch baumförmige + Diagramme visualisieren. + + Zur Illustration hier ein Negativbeispiel: + + \begin{quote} + \em + Dieser Satz kein Verb. + \end{quote} + + In diesem "`Satz"' fehlt etwas, wodurch er erst zum Satz würde, + nämlich das Tätigkeitswort -- das \newterm{Verb}. + Jeder normale\footnote{Da wir keine Gedichte, Romane oder Reportagen, + sondern wissenschaftliche Texte schreiben, + verwenden wir "`normale"' Sätze. Klar? Wunderbar!} korrekte Satz + enthält als zentrales Bauteil -- als \newterm{Prädikat\/} -- ein Verb. + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Verb\\ + \textbf{Funktion:} Prädikat\\ + \textbf{Frage:} Was geschieht? + \end{quote} + + Der Begriff "`Verb"' bezeichnet eine bestimmte Sorte von Wörtern, + die \newterm{Wortart}. + Die Bezeichnung "`Prädikat"' steht für eine \newterm{Funktion}, + die das Wort im Satz erfüllt. + + Das Meßgerät, mit dem man Funktionen identifizieren kann, + sind standardisierte Fragen. + Im Falle des Prädikats lautet die Frage: "`Was geschieht?"' + + Wenden wir uns nun den weiteren Funktionen zu. + + \begin{quote} + \em + Dieser Satz enthält ein Verb. + \end{quote} + + In diesem Beispiel ist "`enthält"' das Prädikat. + Aber was ist der Rest? + + Die nach dem Prädikat wichtigste Funktion ist das \newterm{Subjekt}. + Es beantwortet die Frage: "`Wer oder was?"' + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Substantiv\\ + \textbf{Funktion:} Subjekt\\ + \textbf{Frage:} Wer oder was? + \end{quote} + + In diesem Fall lautet die Antwort "`Dieser Satz"'. + Dabei ist eigentlich nur "`Satz"' das Subjekt. + Der Zusatz "`Dieser"' ist bereits die Antwort auf die nächste Frage: + "`Welcher Satz?"' oder "`Was für ein Satz?"' + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Adjektiv, Pronomen\\ + \textbf{Funktion:} Attribut\\ + \textbf{Frage:} Was für ein? + \end{quote} + + Die zu der Frage "`Was für ein Satz?"' gehörige Funktion heißt \newterm{Attribut}. + Mit Attributen werden andere Funktionen -- hier: das Subjekt -- näher bestimmt. + + Wir vervollständigen die Analyse des Beispielsatzes, + indem wir die Funktion des \newterm{Akkusativobjekts\/} einführen, + die Antwort auf die Frage: "`Wen oder was?"' + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Substantiv\\ + \textbf{Funktion:} Akkusativobjekt\\ + \textbf{Frage:} Wen oder was? + \end{quote} + + Die Antwort "`ein Verb"' können wir wiederum aufsplitten + in das eigentliche Akkusativobjekt "`Verb"' + und den beigefügten Artikel "`ein"'. + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Artikel\\ + \textbf{Funktion:} Begleiter\footnote{Wie die Funktion korrekt heißt, + weiß ich leider nicht. Für unsere Zwecke ist die Analogie + zum Attribut jedoch völlig ausreichend.}, ähnlich Attribut + \end{quote} + + Damit können wir die Baumstruktur des Beispielsatzes vollständig erfassen: + +% enthält +% (Prädikat) +% / \ +% / \ +% Satz Verb +% (Subjekt) (Akkusativobjekt) +% | | +% | | +% Dieser ein +% (Attribut) (Begleiter) + + \bigskip + + \begin{center} + + \begin{tikzpicture}[sibling distance=12em, + every node/.style = {shape=rectangle, draw, align=center}] + \node {enthält\\\footnotesize{(Prädikat)}} + child { node {Satz\\\footnotesize{(Subjekt)}} + child { node {dieser\\\footnotesize{(Attribut)}} } } + child { node {Verb\\\footnotesize{(Akkusativobjekt)}} + child { node {ein\\\footnotesize{(Begleiter)}} } }; + \end{tikzpicture} + + \emph{Dieser Satz enthält ein Verb.} + + \end{center} + + \bigskip + + Da Artikel als "`Begleiter"' ihres Substantivs keine weitere Komplexität + generieren\footnote{Meiner Formulierung können Sie bereits entnehmen, + daß andere Wörter das sehr wohl können.}, + werde ich sie ab sofort nicht mehr einzeln, + sondern gemeinsam mit ihrem Substantiv betrachten. + + \bigskip + \goodbreak + + Weitere Funktionen: + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Substantiv\\ + \textbf{Funktion:} Dativobjekt\\ + \textbf{Frage:} Wem? + \end{quote} + + \bigskip + + \begin{center} + + \begin{tikzpicture}[sibling distance=12em, + every node/.style = {shape=rectangle, draw, align=center}] + \node {gebe\\\footnotesize{(Prädikat)}} + child { node {ich\\\footnotesize{(Subjekt)}} } + child { node {dem Hund\\\footnotesize{(Dativobjekt)}} } + child { node {einen Knochen\\\footnotesize{(Akkusativobjekt)}} + child { node {großen\\\footnotesize{(Attribut)}}} }; + \end{tikzpicture} + + \emph{Ich gebe dem Hund einen großen Knochen.} + + \end{center} + + \bigskip + \goodbreak + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Adverb\\ + \textbf{Funktion:} Adverbial\\ + \textbf{Frage:} Wo? Wann? Auf welche Weise? + \end{quote} + + \bigskip + + \begin{center} + + \begin{tikzpicture}[sibling distance=12em, + every node/.style = {shape=rectangle, draw, align=center}] + \node {fuhr\\\footnotesize{(Prädikat)}} + child { node {das Auto\\\footnotesize{(Subjekt)}} + child { node {rote\\\footnotesize{(Attribut)}} } } + child { node {schnell\\\footnotesize{(Adverbial)}} } + child { node {um die Kurve\\\footnotesize{(Adverbial)}} }; + \end{tikzpicture} + + \emph{Das rote Auto fuhr schnell um die Kurve.} + + \end{center} + + \bigskip + \goodbreak + + \begin{quote} + \textbf{Wortart:} Substantiv\\ + \textbf{Funktion:} Attribut (Besitzanzeige)\\ + \textbf{Frage:} Wessen? + \end{quote} + + \begin{center} + + \begin{tikzpicture}[sibling distance=12em, + every node/.style = {shape=rectangle, draw, align=center}] + \node {war\\\footnotesize{(Prädikat)}} + child { node {das Ergebnis\\\footnotesize{(Subjekt)}} } + child { node {der Messung\\\footnotesize{(Attribut)}} + child { node {zweiten\\\footnotesize{(Attribut)}} } } + child { node {besser\\\footnotesize{(Adverbial)}} }; + \end{tikzpicture} + + \emph{Das Ergebnis der zweiten Messung war besser.} + + \end{center} + + \subsection{Nebensätze} + + \emph{(Fortsetzung folgt.)} + \iffalse \catcode`\_=13