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Commit 6dd96568 authored by Peter Gerwinski's avatar Peter Gerwinski
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Diplomarbeit von Peter Gerwinski – rekonstruierte PDF-Version

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22.4 KiB

\chapter{Klassische Beschreibung \label{Klassik}}
\section{Das System}
In dieser Arbeit betrachten wir ein System, das durch die folgende
\name{Hamilton}funktion beschrieben wird:
\begin{equation}
H(p,x,t) = \fr{1}{2} p^2 + \lambda V(x) \sum_{n=-\infty}^{\infty}\delta(t-n)
\label{HamFkt}
\end{equation}
mit dem Potential
\begin{equation}
V(x) = - \frac{1}{\cosh^2 x}.
\label{defV}
\end{equation}
Es handelt sich um ein Teilchen der Masse~$1$, das sich entlang einer
eindimensionalen Schiene bewegen kann. In zeitlich periodischen Abständen
erfährt das Teilchen einen Kraftstoß, einen {\em Kick}, dessen Stärke und
Richtung vom Ort abhängen. Ein derartiger Kick wird durch ein zeitabhängiges
Potential der Gestalt $V(x) \cdot \delta(t)$ beschrieben. Wir wollen $V(x)$
unverändert lassen und führen daher die {\em Kickstärke} $\lambda$ als einen
reellen Vorfaktor zu $V(x)$ in die Gleichung ein. Die Kickperiode kann ohne
Beschränkung der Allgemeinheit auf eins gesetzt werden.
\begin{figure}[b]
\begin{center}
\Vgraph{vm}{$x$}{$V(x)$}
\end{center}
\label{Potential}
\caption{Das Potential $V(x) = - 1 / \cosh^2 x$}
\end{figure}
Das Potential $V(x)$ ist attraktiv:
\begin{equation}
V(x) \le 0 \fueralle x \in \R,
\end{equation}
symmetrisch zum Nullpunkt:
\begin{equation}
V(x) = V(-x) \fueralle x \in \R
\end{equation}
und kurzreichweitig:
\begin{equation}
\lim_{x\to\pm\infty} x^n V(x) = 0 \fueralle n \in \N.
\label{shortrange}
\end{equation}
Die Eigenschaft der Kurzreichweitigkeit erlaubt es uns, in "`weiter
Entfernung"' vom Nullpunkt das Potential zu vernachlässigen. Wir können daher
ein- und auslaufende Teilchen als freie Teilchen mit konstantem Impuls
$p_\ein$ bzw.~$p_\aus$ behandeln. Genaugenommen definieren wir $p_\ein$ und
$p_\aus$ als die asymptotischen Impulse für $t \rightarrow \pm \infty$:
\begin{eqnarray}
& \lim\limits_{t \rightarrow - \infty} |p(t) - p_\ein| = 0, &
\label{pEin} \\
& \lim\limits_{t \rightarrow + \infty} |p(t) - p_\aus| = 0. &
\label{pAus}
\end{eqnarray}
Es ist weiterhin nützlich, eine asymptotische Anfangs- und End-Ortskoordinate
zu definieren:
\begin{eqnarray}
& \lim\limits_{t \rightarrow - \infty} |x(t) - (x_\ein + t \cdot p_\ein)| = 0, &
\label{xEin} \\
& \lim\limits_{t \rightarrow + \infty} |x(t) - (x_\aus + t \cdot p_\aus)| = 0. &
\label{xAus}
\end{eqnarray}
$x_\aus$ ist demnach der Ort, an dem ein freies Teilchen zur Zeit $t = 0$
gestartet worden sein müßte, damit es für $t \to \infty$ die gleiche Bewegung
vollführt wie das gestreute Teilchen. Analog ist $x_\ein$ der Ort, an dem das
Teilchen zur Zeit $t = 0$ bei Abwesenheit des Potentials eintreffen würde.
Wegen der Zeitabhängigkeit des Potentials sind $x_\ein$ und $x_\aus$ zur
vollständigen Beschreibung des Anfangs- bzw.~Endzustandes notwendig. Aufgrund
der Zeitperiodizität ist jedoch $x_\ein$ äquivalent zu $x_\ein + n p_\ein$ mit
$n \in \Z$. Es genügt daher für festgehaltenes $p_\ein$, sich bei
Untersuchungen des Systems auf ein Intervall $\Ii(x_\ein,x_\ein + p_\ein)$ zu
beschränken.
\breath
Das Verhalten eines Teilchens mit der \name{Hamilton}"-funktion~\ref{HamFkt}
läßt sich folgendermaßen beschreiben: Zwischen zwei Kicks handelt es sich um
ein freies Teilchen, das sich mit konstantem Impuls bewegt; "`während"' des --
unendlich kurzen -- Kicks ändert sich der Impuls schlagartig, ohne daß das
Teilchen die Zeit hätte, seinen Ort zu verändern. Es bietet sich daher an, das
System zu den ausgezeichneten Zeitpunkten jeweils unmittelbar vor dem $n$-ten
Kick zu betrachten. Wenn wir mit $x_n$ und $p_n$ den Ort bzw.~den Impuls des
Teilchens vor dem $n$-ten Kick bezeichnen, wird die Dynamik des Systems durch
die folgende Abbildung beschrieben:
\begin{equation}
\begin{array}{ccl}
p_{n+1} & = & p_n - \lambda V'(x_n), \\
x_{n+1} & = & x_n + p_{n+1}.
\end{array}
\label{Poincare}
\end{equation}
Die Trajektorie eines Teilchens mit Anfangskoordinate $x_\ein = x_0$ und
Anfangsimpuls $p_\ein = p_0$ erhalten wir, indem wir für $n\in\N_0$ iterativ
die folgenden Schritte ausführen:
\begin{enumerate}
\item
Wir berechnen $p_{n+1}$ und tragen die Strecke $(x_n,p_n)-(x_n,p_{n+1})$
in das Phasenraumdiagramm ein.
\item
Wir berechnen $x_{n+1}$ und tragen die Strecke
$(x_n,p_{n+1})-(x_{n+1},p_{n+1})$ ebenfalls ein.
\end{enumerate}
\goodbreak
Wir können die Iteration beenden, sobald sich das Teilchen wieder in einem
kräftefreien Bereich befindet und vom Streuzentrum weg bewegt.
Abb.~\ref{Traj} zeigt auf diese Weise berechnete Trajektorien des Systems für
unterschiedliche Anfangsimpulse $p_\ein$ bei festgehaltener Anfangskoordinate
$x_\ein = -5$. Es fällt auf, daß bereits kleinste Änderungen des
Anfangsimpulses ein völlig unterschiedliches Verhalten des Systems bewirken.
Dies ist das von B.~\name{Eckhardt} und C.~\name{Jung} im Jahre 1986
aufgestellte Kriterium für {\em irreguläre Streuung} \cite{EJ86}.
Wir können dieses anschaulich unterschiedliche Verhalten quantitativ
beschreiben, indem wir \zB~den Impuls $p_\aus$ des auslaufenden Teilchens als
Funktion des Impulses $p_\ein$ des einlaufenden Teilchens bei festgehaltener
Anfangskoordinate $x_\ein$ auftragen. Diese Funktion ist fraktal, \dh\ sie
weist bei beliebiger Vergrößerung noch Strukturen auf. Abb.~\ref{pFrak1} und
\ref{pFrak3} zeigen den Graphen der Funktion für $\lambda = 1$ bzw.~$\lambda =
3$ auf immer kleiner werdenden Intervallen; ein Diagramm stellt jeweils einen
Ausschnitt des vorhergehenden in zehnfacher Vergrößerung dar. Man kann sich
gut vorstellen, daß sich die Strukturen bis zu unendlicher Vergrößerung
fortsetzen.
\newcommand{\traj}[2]{%
\begin{picture}(4.5,5)(0,0.5)
\put(1.05667,4.44333){\myincludegraphics{#1.png}}
\put(1,1){\line(0,1){3.5}}
\multiput(1,1.41666)(0,0.66667){5}{\line(1,0){0.15}}
\multiput(4.5,1.41666)(0,0.66667){5}{\line(-1,0){0.15}}
\put(0.75,4.6){\makebox(0,0)[tr]{$p$}}
\put(0.75,4.08334){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $2$}}
\put(0.75,2.75000){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $0$}}
\put(0.75,1.41666){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $-2$}}
\put(4.5,1){\line(0,1){3.5}}
\put(1,1){\line(1,0){3.5}}
\multiput(1.41666,4.5)(0.66667,0){5}{\line(0,-1){0.15}}
\multiput(1.41666,1)(0.66667,0){5}{\line(0,1){0.15}}
%
% \put(1.41666,4.5){\line(0,-1){0.15}}
% *** wieso fehlt diese Linie im letzen Diagramm -- und nur dort? ***
%
\put(4.6,0.75){\makebox(0,0)[tr]{$x$}}
\put(4.08334,0.75){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $2$}}
\put(2.75000,0.75){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $0$}}
\put(1.41666,0.75){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $-2$}}
\put(1,4.5){\line(1,0){3.5}}
\put(2.75000,0){\makebox(0,0)[b]{#2}}
\end{picture}}
\begin{figure}[p]
\vspace{-1cm}
\begin{center}
\traj{traj1}{$p_\ein = 0.5000$}
\traj{traj2}{$p_\ein = 0.5001$}
\traj{traj3}{$p_\ein = 0.5002$}
\traj{traj4}{$p_\ein = 0.5003$}
\traj{traj5}{$p_\ein = 0.5004$}
\traj{traj6}{$p_\ein = 0.5005$}
\traj{traj7}{$p_\ein = 0.5006$}
\traj{traj8}{$p_\ein = 0.5007$}
\traj{traj9}{$p_\ein = 0.5008$}
\traj{traj10}{$p_\ein = 0.5009$}
\traj{traj11}{$p_\ein = 0.5010$}
\traj{traj12}{$p_\ein = 0.5011$}
\end{center}
\caption{Trajektorien in Abhängigkeit von $p_\protect\ein$
für $\lambda = 1$, $x_\protect\ein = -4.9$}
\smallskip\noindent
Bereits kleinste Änderungen des Anfangsimpulses $p_\ein$ bewirken ein völlig
unterschiedliches Verhalten des gestreuten Partikels. Dies ist das Kriterium
für irreguläre Streuung.
\label{Traj}
\end{figure}
\newcommand{\pFraktal}[4]{%
\begin{picture}(6.5,6.5)(0,0.5)
\put(1.21,6.29){\myincludegraphics{pfr#1.png}}
\put(1.25,1.15){\vector(0,1){5.4}}
\multiput(1.25,1.75)(0,1){5}{\line(-1,0){0.15}}
\put(0.9,6.5){\makebox(0,0)[tr]{$p_\aus$}}
\put(0.9,5.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $#4$}}
\put(0.9,3.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $0$}}
\put(0.9,1.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $-#4$}}
\put(1.25,1.15){\vector(1,0){5.4}}
\multiput(1.25,1.15)(0.5,0){11}{\line(0,-1){0.15}}
\put(6.35,0.85){\makebox(0,0)[tr]{\footnotesize $#3$}}
\put(3.75,0.85){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $0.5$}}
\put(1.175,0.85){\makebox(0,0)[tl]{\footnotesize $#2$}}
\put(6.5,0.25){\makebox(0,0)[br]{$p_\ein$}}
\end{picture}}
\begin{figure}[p]
\vspace{-1.5cm}
\begin{center}
\pFraktal{1l1}{0}{1}{1}
\pFraktal{2l1}{0.45}{0.55}{1}
\bigskip
\pFraktal{3l1}{0.495}{0.505}{1}
\pFraktal{4l1}{0.4995}{0.5005}{1}
\bigskip
\pFraktal{5l1}{0.49995}{0.50005}{1}
\pFraktal{6l1}{0.499995}{0.500005}{1}
\end{center}
\caption{$p_\protect\aus$ als Funktion von $p_\protect\ein$
für $\lambda = 1$}
\smallskip\noindent
Jedes Diagramm stellt jeweils die 10-fache Ausschnittvergrößerung des
vorhergehenden dar. Die Funktion ist ein Fraktal: Trotz der Vergrößerung
werden die Strukturen nicht zu einer klaren Linie, sondern es treten immer
feinere Strukturen zutage.
\label{pFrak1}
\end{figure}
\begin{figure}[p]
\vspace{-0.5cm}
\begin{center}
\pFraktal{1l3}{0}{1}{4}
\pFraktal{2l3}{0.45}{0.55}{4}
\bigskip
\pFraktal{3l3}{0.495}{0.505}{4}
\pFraktal{4l3}{0.4995}{0.5005}{4}
\bigskip
\pFraktal{5l3}{0.49995}{0.50005}{4}
\pFraktal{6l3}{0.499995}{0.500005}{4}
\end{center}
\caption{$p_\protect\aus$ als Funktion von $p_\protect\ein$
für $\lambda = 3$}
\smallskip\noindent
Jedes Diagramm stellt wiederum eine 10-fache Ausschnittvergrößerung des
vorhergehenden dar, und die Struktur ist fraktal.
\label{pFrak3}
\end{figure}
\section[Die \protect\name{Poincaré}-Abbildung]{Die \Name{Poincaré}-Abbildung}
Die Gleichungen~\ref{Poincare} beschreiben eine Abbildung, die einen Punkt
$(x_n,p_n)$ im Phasenraum auf den nächsten Punkt $(x_{n+1},p_{n+1})$ eine
Periode später abbildet. Um einen Überblick über die Eigenschaften dieser
Abbildung zu erhalten, insbesondere die Stabilität von Trajektorien mit
unterschiedlichen Anfangsbedingungen $(x_0,p_0)$, können wir die Abbildung auf
viele Teilchen mit zufällig gewählten Anfangsbedingungen iterativ anwenden und
die erhaltenen Punkte in ein Phasenraumdiagramm eintragen. Wir erhalten einen
Graphen (Abb.~\ref{KAM}), der wie ein \name{Poincaré}-Schnitt aussieht.
\begin{figure}[b]
\begin{center}
\phr{kam10m10}{$\lambda = 1$: Stabilitätsinsel}
\phr{kam30m10}{$\lambda = 3$: vollständiges Chaos}
\end{center}
\caption{\protect\name{Poincaré}-Schnitte}
\label{KAM}
\end{figure}
In der Tat können wir den Phasenraum als \name{Poincaré}-Schnitt in einen
erweiterten Phasenraum einbetten, indem wir den Zeitpunkt innerhalb einer
Periode als neue Winkelvariable einführen, wie es von K.~\name{Yajima}
\cite{Y77} und J.~S.~\name{Howland} \cite{H79} allgemein durchgeführt wurde.
Das Potential hängt dann nur noch von dieser Winkelvariablen ab und nicht mehr
von der formalen Zeit. Das System wird so zu einem zweidimensionalen,
zeitunabhängigen Streusystem, dessen Phasenraum ein vierdimensionaler Torus
ist. Im Sinne dieser Einbettung handelt es sich bei den
Gleichungen~\ref{Poincare} um eine \name{Poincaré}-Abbildung, so daß wir das
{\em KAM-Theorem} (\name{Kolmogorov}, \name{Arnold}, \name{Moser}) und den
zugehörigen Formalismus anwenden können \cite{Graham}.
In Abb.~\ref{KAM} erkennen wir für $\lambda = 1$ geschlossene Kurven innerhalb
eines chaotischen Bereichs. Es handelt sich hierbei um {\em KAM-Tori}, welche
auf eine reguläre Dynamik in der Umgebung des Nullpunktes hinweisen und den
Fixpunkt im Nullpunkt des Phasenraums als {\em elliptischen Fixpunkt} der
\name{Poincaré}-Abbildung ausweisen. Dieser Bereich mit regulärer Dynamik wird
im folgenden als {\em Stabilitätsinsel\/} bezeichnet.
% Am Rand der Stabilitätsinsel finden wir des weiteren zwei {\em elliptische
% periodische Punkte\/} 5-ter Ordnung.
Für $\lambda = 3$ ist die Stabilitätsinsel verschwunden, und der Nullpunkt ist
ein {\em hyperbolischer} Fixpunkt. Dieser Fall wird im folgenden als {\em
vollständig chaotischer Fall\/} bezeichnet, auch wenn möglicherweise noch
elliptische periodische Punkte existieren.
\begin{figure}[b]
\begin{center}
\phr{phr10}{$\lambda = 1$: Stabilitätsinsel}
\phr{phr30}{$\lambda = 3$: vollständiges Chaos}
\end{center}
\caption{\protect\name{Poincaré}-Schnitte bei Streuung}
\label{Insel}
\end{figure}
Die Stabilitätsinsel ist durch einen äußersten KAM-Torus scharf begrenzt. Da
KAM-Tori für die Trajektorien klassischer Teilchen unpassierbar sind,
erscheint die Stabilitätsinsel als ein "`Loch im Phasenraum"', wenn wir
Partikel von außerhalb einfallen lassen. Im vollständig chaotischen Fall
hingegen kann jeder Punkt im Phasenraum von Teilchen erreicht werden, die mit
geeigneten Anfangsbedingungen außerhalb der Stabilitätsinsel gestartet wurden.
Abb.~\ref{Insel} illustriert dieses Phänomen. Für einen fest gewählten
Anfangsimpuls $p_\ein$ wurden Teilchen mit Anfangskoordinaten $x_\ein$ aus
einem Intervall der Länge $p_\ein$ durchgerechnet. Im Fall $\lambda = 1$ tritt
die Stabilitätsinsel als Bereich hervor, in den keines der Teilchen eindringen
konnte. Der "`chaotische Bereich"' um die Stabilitätsinsel herum hingegen wurde
selbst bei nur einem Anfangsimpuls $p_\ein$ weitgehend ausgefüllt.
Im Fall $\lambda = 3$ wird ebenfalls ein "`chaotischer Bereich"' des
Phasenraums von den Trajektorien weitgehend ausgefüllt, es bleibt aber kein
"`Loch"' im Zentrum frei.
\section{Die Verweilzeit im Streuzentrum}
In einem Computerexperiment starten wir ein Teilchen an einem Ort $x_0$ in
"`weiter Entfernung"' vom Streuzentrum und berechnen seine Zeitentwicklung so
lange, bis es sich wieder "`weit genug"' vom Streuzentrum entfernt hat. Wenn
es darum geht, die Verweilzeit $\Delta t$ im Streuzentrum zu definieren, so
ist der erste Gedanke, einfach die Anzahl $n$ der Iterationen zu nehmen. Diese
Definition unterliegt jedoch einer gewissen Willkür, da die Ausdehnung des
Streuzentrums nicht von Natur aus festliegt, sondern ebenfalls nur mit einer
gewissen Willkür definiert werden kann. Im folgenden wird eine Definition der
Verweilzeit $\Delta t$ im Streuzentrum gegeben, die von der Definition der
Ausdehnung des Streuzentrums unabhängig ist.
Zu diesem Zwecke legen wir zunächst $x_0$ auf einen Ort fest, an dem die
Wirkung des Potentials vernachlässigt werden kann. In diesem Fall dürfen wir
$x_0$ mit dem in Gleichung~\ref{xEin} definierten $x_\ein$ gleichsetzen und
ebenso $p_0$ mit $p_\ein$:
\begin{equation}
x_\ein = x_0, \qquad p_\ein = p_0.
\end{equation}
Wir wählen nun die Abbruchbedingung für unsere Iterationen derart, daß am Ende
des Experiments wieder näherungsweise ein freies Teilchen vorliegt, so daß der
Impuls $p_n$ gleich dem asymptotischen Impuls $p_\aus$ ist:
\begin{equation}
p_\aus = p_n.
\end{equation}
Die durch Gleichung~\ref{xAus} definierte Endkoordinate ist nun derjenige Ort,
an dem ein freies Teilchen $n$ Perioden vorher gestartet worden sein müßte, um
zum Zeitpunkt $t = n$ an der Stelle $x_n$ einzutreffen:
\begin{equation}
x_\aus = x_n - n p_n.
\end{equation}
Wie haben nun die willkürlichen Anfangs- und Endkoordinaten und -impulse
$x_0$, $p_0$, $x_n$ und $p_n$ auf die von den willkürlichen Start- und
Abbruchbedingungen unabhängigen Größen $x_\ein$, $p_\ein$, $x_\aus$ und
$p_\aus$ umgerechnet. Mit Hilfe dieser Größen können wir nun eine Ein- und
Austrittszeit definieren:
\begin{equation}
t_\ein := - \frac{x_\ein}{p_\ein}, \qquad
t_\aus := - \frac{x_\aus}{p_\aus}.
\end{equation}
Die Differenz dieser Zeiten liefert uns eine von der Wahl der Start- und
Abbruchbedingungen unabhängige Definition der Verweilzeit $\Delta t$:
\begin{eqnarray}
\Delta t & := & t_\aus - t_\ein
= \frac{x_\ein}{p_\ein} - \frac{x_\aus}{p_\aus} \nonumber \\
& = & \frac{x_0}{p_0} - \frac{x_n - np_n}{p_n}
= \frac{x_0}{p_0} - \frac{x_n}{p_n} + n.
\end{eqnarray}
\breath
Eine für die Charakterisierung des Systems und für semiklassische
Untersuchungen wichtige Größe ist die Wahrscheinlichkeitsdichte $P(E,t)$, ein
Teilchen mit der Energie $E$ zu finden, dessen Verweilzeit $\Delta t$ im
Streuzentrum eine vorgegebene Zeit $t$ übersteigt. Diese Größe wird im
folgenden als {\em Verweilrate} bezeichnet.
Für ein vollständig chaotisches System fällt die Verweilrate für
festgehaltenes $E$ bei langen Zeiten $t$ exponentiell mit $t$ ab \cite{JT91}:
\begin{equation}
P(E,t) \sim e^{-\kappa t}.
\label{expAbf}
\end{equation}
In den hier betrachteten Systemen gibt es für nicht zu große $\lambda$ einen
elliptischen Fixpunkt und eine Stabilitätsinsel, was zu einem algebraischen
Abfallen führt \cite{K83,MO85}:
\begin{equation}
P(E,t) \sim t^{-\gamma}.
\label{ratAbf}
\end{equation}
Abbildung~\ref{VeRa} liefert einen numerischen Beleg für die Gültigkeit der
Gleichungen \ref{expAbf} und \ref{ratAbf} für unser System.
\begin{figure}[htbp]
\begin{picture}(6.5,7)(0,0)
\put(1.21,6.29){\myincludegraphics{vera1b.png}}
\put(1.25,1.75){\vector(0,1){4.8}}
\multiput(1.25,1.75)(0,0.8){6}{\line(-1,0){0.15}}
\put(1.5,6.5){\makebox(0,0)[tl]{$\log_{10}p(E,t)$}}
\put(0.9,5.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $0$}}
\put(0.9,1.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $-5$}}
\put(1.25,1.75){\vector(1,0){5.4}}
\multiput(1.25,1.75)(1.25,0){5}{\line(0,-1){0.15}}
\put(6.25,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $4$}}
\put(3.75,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $3$}}
\put(1.25,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $2$}}
\put(6.5,0.80){\makebox(0,0)[br]{$\log_{10}t$}}
\put(3.5,0.5){\makebox(0,0)[b]{$\lambda = 1$}}
\end{picture}
\begin{picture}(6.5,7)(0,0)
\put(1.21,6.29){\myincludegraphics{vera3a.png}}
\put(1.25,1.75){\vector(0,1){4.8}}
\multiput(1.25,1.75)(0,0.8){6}{\line(-1,0){0.15}}
\put(1.5,6.5){\makebox(0,0)[tl]{$\log_{10}p(E,t)$}}
\put(0.9,5.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $0$}}
\put(0.9,1.75){\makebox(0,0)[r]{\footnotesize $-5$}}
\put(1.25,1.75){\vector(1,0){5.4}}
\put(1.25,1.75){\line(0,-1){0.15}}
\multiput(2.6786,1.75)(1.7857,0){3}{\line(0,-1){0.15}}
\put(6.25,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $150$}}
\put(4.4643,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $100$}}
\put(2.6786,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $50$}}
\put(1.25,1.45){\makebox(0,0)[t]{\footnotesize $10$}}
\put(6.5,0.80){\makebox(0,0)[br]{$t$}}
\put(3.5,0.5){\makebox(0,0)[b]{$\lambda = 3$}}
\end{picture}
\caption{Verhalten der Verweilrate für große $t$ bei $E = 0.1$}
\smallskip\noindent
Man beachte die unterschiedliche Skalierung der $t$-Achse für $\lambda = 1$
und $\lambda = 3$.
\label{VeRa}
\end{figure}
l05i.png 0 → 100644
l05i.png

2.33 KiB

l05rges.png

1.81 KiB

labh10.png

2.02 KiB

labh15.png

1.56 KiB

labh20.png

1.39 KiB

labh25.png

1.04 KiB

labh30.png

1023 B

morse1i.png

74.6 KiB

morse1n.png

19.6 KiB

morse1r.png

72.7 KiB

morse1s.png

27.9 KiB

pfr1l1.png

13.8 KiB

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11.6 KiB

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7.62 KiB

pfr2l3.png

6.48 KiB

pfr3l1.png

15.8 KiB

pfr3l3.png

7.87 KiB

pfr4l1.png

18.1 KiB

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